Der fabelhafte Orient von Carpaccio in der Scuola degli Schiavoni und die venezianische Gotik
Die engen Beziehungen zwischen Venedig und dem Nahen Osten – durch Handel, Diplomatie und die langen Aufenthalte venezianischer Kaufleute in Städten wie Konstantinopel, Alexandria und Aleppo – hinterließen tiefe Spuren in der venezianischen Kultur. Man spürt diesen Austausch noch heute in der Küche, im Kunsthandwerk und besonders in der venezianischen Malerei und Architektur.
Unsere Führung beginnt in der Scuola di San Giorgio degli Schiavoni, der Bruderschaft der Dalmatiner, wo Vittore Carpaccio zu Beginn des 16. Jahrhunderts einen seiner fantasievollsten Bilderzyklen malte. Die Geschichten von Sankt Georg, Sankt Tryphon und Sankt Augustinus entfalten sich in einem märchenhaften Orient voller exotischer Tiere, ferner Städte und reich verzierter Gewänder.
Beim Spaziergang durch das Viertel Castello entdecken wir an Fassaden und Fenstern die Spuren des östlichen Mittelmeerraums, gotische und byzantinische Formen, die auf Jahrhunderte kulturellen Austauschs hinweisen.
In der kleinen gotischen Kirche San Giovanni in Bragora finden sich Gemälde, die von unterschiedlichen Bildwelten zeugen – manche noch durchdrungen von der feierlichen Würde byzantinischer Kunst, andere an das Licht und den Raum der italienischen Renaissance.