Theater und Musik in Venedig
Seit der Renaissance gilt Venedig als Stadt der Musik. „Venezianische Mehrchörigkeit“ bezeichnet eine Musikpraxis, die Mitte des 16. Jahrhunderts in der späten Renaissance in Italien aufkam. Venedig bildete zu dieser Zeit ein wichtiges Zentrum für musikalische Neuerungen und Entwicklungen.
Die Architektur des Markusdomes in Venedig begünstigte ein solches Musizieren in getrennten Aufstellungen durch vielfach sich gegenüberliegende Emporen. Die Basilika verfügte über ein vierzigköpfiges Ensemble und brachte talentierte Kapellmeister wie zum Beispiel Claudio Monteverdi und Organisten wie Andrea und Giovanni Gabrieli hervor.
Im 18. Jahrhundert wurde Venedig von einer Art von ‚Opernfieber’ erfasst. Konzerte und Aufführungen fanden in öffentlichen Theatern, in privaten Palästen und selbst in den ‚Ospedali’ statt, jenen religiösen Anstalten, in denen die Musik zunächst der Erziehung von Waisenkindern diente. Später, als diese Mädchenchöre Besucher aus vielen europäischen Ländern anzogen und für ein großes Spendenaufkommen sorgten, wurde die Musik zu einem wichtigen Unterrichtsfach und gleichzeitig zu einer erträglichen Einnahmequelle.
Die Führung könnte also im kleinen Musiksaal des ‚Ospedaletto’ anfangen, in dem die Höhere Gesellschaft des 18. Jahrhunderts dem Gesang der Mädchen in ausgesprochen komfortablem Ambiente lauschen konnte. Nicht weit vom Ospedaletto entfernt befindet sich die Pietà-Kirche, die fast wie ein Konzertsaal entworfen wurde, insbesondere für Aufführungen der Musik von Vivaldi, der in dem dortigen ‚Ospedale’ viele Jahre als Lehrer für Streichinstrumente arbeitete. Durch enge Durchgänge erreicht man die ‚Cantorie’, in denen die Mädchen spielten und sangen. Von dort hat man auch einen besonders guten Blick auf die Fresken von Tiepolo
Das Opernhaus La Fenice, obwohl nach dem Brand vom 1996 als Kopie errichtet, steht heute als Wahrzeichen für die Musik-Besessenheit der Venezianer. Denjenigen, die etwas mehr über das italienische Volkstheater, die ‚Commedia dell’Arte’, erfahren möchten, empfehle ich die Besichtigung des kleinen Theater-Museums Ca’ Goldoni (für Kinder besonders geeignet). In ihm werden Figuren wie Harlekin, Brighella oder Pantalone erläutert, die später zu Karnevalsfiguren avancierten.